NaturErlebnis Schulhof Gaimersheim
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Ralph Eid . Landschaftsarchitekt . Gerbersdorf 25 . 84381 Johanniskirchen . Tel 08564/91004

NaturErlebnis Räume

In der zweiten Ausgabe der "Grünen Impressionen" geht es um NaturErlebnis-Räume. Darunter werden Spielräume für Kinder verstanden, die den Kontakt und die Beschäftigung mit Naturthemen auf spielerische Weise fördern sollen. Entwickelt wurde diese Idee durch die Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen in Zusammenarbeit mit der Naturgartenbewegung. Es sind nach diesem Prinzip mittlerweile viele Schulhöfe, Kindergärten und Spielplätze neu- bzw. umgestaltet worden.

NaturErlebnisSchulhof Gaimersheim Arena für 300 Schüler NaturErlebnisSchulhof Gaimersheim kurz nach der Fertigstellung NaturErlebnisSchulhof Gaimersheim kurz nach der Fertigstellung

Aggressivität, Drogenprobleme, Konzentrations- und Lernschwächen, Verhaltensstörungen – vielfach wird das soziale Verhalten der Jugendlichen als besorgniserregend eingestuft. Hier wird die Aufsicht verstärkt, dort werden Strafen verschärft, um die Symptome zu bekämpfen. An die psychischen Ursachen der Problematik wagt sich, wie es scheint, niemand so recht heran. Eine der Ursachen wird in der Schularchitektur gesucht (X. Rittelmeyer, Universität Göttingen, zitiert in Pappler/Witt: „NaturErlebnisRäume“, Seelze-Velber 2001). Aggressive Architektur aus rechteckigen Flächen, kaltem Beton und großflächigen, pflegeleicht versiegelten Schulhöfen erzeugt bei Kindern Unwohlsein und Angst, die sich wiederum in aggressivem Verhalten und Gewaltbereitschaft einen Ausweg suchen.

Eine weitere Ursache, nebenbei bemerkt und ohne Anspruch auf Untermauerung durch wissenschaftliche Studien, muß gewiß in der Perspektivelosigkeit der heutigen Jugend gesucht werden: Die Klimadiskussion wird jemanden, der "nur" noch 30 Jahre zu überblicken braucht, weniger beunruhigen als den, der noch sein ganzes Leben vor sich hat. Jeder, der mit offenen Augen durch die Welt geht, kann bereits heute die ersten Anzeichen der Klimawende beobachten. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, welche Probleme noch auf uns zukommen. Auch die materielle Versorgung sieht für die Generation, die noch nicht im Berufsleben steht, alles andere als gesichert aus. Die Probleme um die Renten- und Krankenkassenbeiträge können nicht nur bei sensiblen Menschen zu dauerhaften Schlafstörungen führen. Während die einen, obwohl sie sich anstrengen, keine Aussicht auf irgendeine Perspektive erhalten, scheint es, als ob andere, ohne sich anzustrengen, nicht wissen, wohin mit Ihrem Reichtum. Die Idole der Musikbranche verdienen in wenigen Monaten so viel, wie die meisten Jugendlichen in ihrem ganzen Leben nicht verdienen werden. In einer Gesellschaft, in der der Wert eines Menschen an seinem Besitz gemessen wird, liegt darin sozialer Sprengstoff ungeahnten Ausmaßes. Eine interessante Abhandlung zu diesem Thema stammt von Erich Fromm: „Haben oder Sein“ (dtv, München 2003; 31. Auflage)

Die Probleme, die in unseren Wertvorstellungen wurzeln, können natürlich nicht durch den Bau von naturnahen Schulhöfen gelöst werden. Wohl aber kann die Lieblosigkeit, die in Form der beschriebenen Schularchitektur das Gemüt der Heranwachsenden bedrückt, durch eine lebendige Umwelt ausgeglichen werden. Das Gute daran ist, daß man hier sofort handeln kann und auch sofort Ergebnisse erzielt. Was wir unseren Kindern mitgeben, bestimmt auch unsere eigene Zukunft. Man möchte fast sagen: "Wir müssen etwas tun, damit unsere Kinder nicht werden wie wir."

Wenn man sich mit älteren Menschen unterhält, hört man oft, wie schön das Leben in ihrer Jugend war. Sie erzählen von ungezwungenen Spielen in der freien Natur, an und in sauberen Bächen, in Wiesen und Wäldern. Es klingt resigniert, weil sie glauben, das alles sei unwiederbringlich vorbei. Es ist zwar richtig, daß man die Zeit nicht zurückdrehen kann, aber man kann etwas neues schaffen, was in der Wirkung ähnlich ist. Die NaturErlebnisRäume verfolgen dieses Ziel.

In den NaturErlebnisRäumen gibt es großflächige Bodenmodellierungen mit Trockenmauern aus Natursteinen, darin unterschiedliche Räume für unterschiedliche Aktivitäten: Spielräume mit Kletter- und Balanciermöglichkeiten aus Stein und Holz, Kriechtunnel, Schaukeln und Wippen, Rutschen, Wasserspielgelände; oder Ruhe- und Kommunikationszonen mit abgeschirmten Sitzplätzen, Häuser, Hütten, Weidentipis, Baumburgen, Höhlen; und alles ist üppig bepflanzt mit vorwiegend heimischen Gehölzen und Kräutern, um Kindern und Jugendlichen auf kleinstem Raum die Schätze der Natur nahebringen zu können – wo sonst in unserer ausgeräumten und intensiv genutzten Umwelt wird ihnen noch diese Gelegenheit geboten? Man könnte bisweilen meinen, daß auf einem einzigen Schulgelände dieser Art mehr Pflanzen- und Tierarten vorkommen als in der gesamten Gemeinde.

Wie bereits in der ersten Ausgabe der "Grünen Impressionen" erwähnt wurde, gibt es seit einigen Jahren intensive Untersuchungen zu der Wirkung von Pflanzen auf das leibliche und psychische Wohlbefinden des Menschen, z.B. durch die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Es sei hier auf die bereits erwähnten Quellen verwiesen.

Die größte Skepsis bei der ersten Begegnung mit NaturErlebnisRäumen ist meist die Unfallgefahr. Wo bisher immer peinlich darauf geachtet wurde, daß möglichst alle potentiellen Unfallgefahren von vornherein ausgeschlossen werden, gibt es jetzt Mauern, einfache Kieswege und Teiche. Tatsache ist, daß die Gemeindeunfallversicherungsverbände die schwersten Unfälle auf den betonierten "Kasernenhöfen" verzeichnen, dort, wo jedes Hindernis aus dem Weg geräumt wurde. Dagegen kommt es dort, wo nach landläufiger Meinung die Unfallgefahr allgegenwärtig ist, kaum zu Unfällen, und wenn, dann nur zu leichten Verletzungen mit blauen Flecken oder Schürfwunden. Wo die Gefahr sichtbar ist, reagiert jedes Kind mit angeborener Vorsicht. Das NaturErlebnisKonzept wurde auch bei der Neuauflage der DIN EN 1176/1177 berücksichtigt.

Die meisten NaturErlebnisRäume werden mit sehr viel Eigeninitiative von Lehrern und Eltern ausgeführt. Deshalb belaufen sich die Kosten i.d.R. unter denen von konventionellen Anlagen. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt bei ca. 29,- €. Seit 1999 existiert in Bayern das "100-Schulhöfe-Programm", mit dem pro Landkreis ein Natur-Erlebnis-Schulhof gefördert wird. Meines Wissens wurde im Regierungsbezirk Niederbayern bis jetzt erst ein Projekt in Passau gefördert.

Es würde hier zu weit führen, auf Einzelheiten der NaturErlebnisRäume einzugehen. Eine ausführliche Einführung in diese Thematik mit detaillierter Beschreibung der Vorgehensweise in der Planung und Ausführung kann in dem Buch von Manfred Pappler/Reihard Witt: "NaturErlebnisRäume" nachgelesen werden (Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Seelze-Velber, 2001).

 

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